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Wasser. Körper. Leben.
Die Quelle des Lebens

Mit Wasser hat alles seinen Anfang genommen. Ohne das universelle Element könnte kein Organismus, kein Ökosystem dieser Welt existieren. So begleitet das unverzichtbare Elixier den Menschen – in seinem Leben, seiner Kultur, seinen Mythen und Träumen. Ein Streifzug durch die Geschichte des Wassers und seiner Bedeutung für unsere Existenz.

Wer einen Tropfen Wasser betrachtet, betrachtet gewissermaßen sich selbst. Der Mensch besteht zu rund zwei Drittel aus Wasser. Kein Mensch, kein einziger Organismus auf dieser Welt hätte sich ohne Wasser je entwickeln können. Dieses Wissen existierte schon lange, bevor es überhaupt niedergeschrieben werden konnte, und bereits in der Antike wurde das Wasser als Quelle allen Seins verehrt.

Der deutsche Philosoph Hegel nannte es das Element des selbstlosen Gegensatzes. „Das Wasser hat Dasein als Sein-für-Anderes … seine Determination ist, das noch nicht Besondere zu sein, und darum ist es früh ‚die Mutter alles Besonderen‛ genannt worden.“ Quer durch die Zivilisationen, von denen die meisten annahmen, dass das Leben im Meer begonnen hatte, entstanden zahlreiche Schöpfungsmythen, die in ihrer jeweiligen Abwandlung stets das Wasser als Spiegel des Universums darstellten und schließlich ihre Fortführung in den Weltreligionen fanden. So heißt es im ersten Buch Mose: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer und es war finster aus der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.“ Im japanischen Schöpfungsmythos erwacht ein gigantischer Karpfen aus seinem Schlaf und schl.gt so heftig um sich, dass er eine Flutwelle auslöst, aus der sich die Erde in Gestalt der japanischen Inseln erhebt. Der indische Gott Vishnu hingegen formt die Erde, während er auf einer Schlange ruht, die auf kosmischen Gewässern gleitet.

Antike Wasser-Mythen

(c) Fotolia

Von der Antike an verehrte man eine Reihe von Wassergottheiten. Manche waren gut, andere böse. Sie waren jedoch durchwegs allmächtig. Wie Okeanos, der Ursprung aller Götter und zugleich die Welt umfließender Strom, oder Poseidon, der Gott des Meeres. Die wohl verführerischste der mit Wasser in Zusammenhang gebrachten klassischen Gottheiten ist Aphrodite bzw. Venus als ihr römisches Pendant. Der Sage zufolge entstieg sie, geboren aus dem Meeresschaum von Samen und Blut, auf Zypern einer Kammmuschel. Sie war so anmutig und schön, dass die Jahreszeiten herbeieilten und bezaubert waren von ihrem Anblick. Als Göttin der Liebe und Schönheit inspirierte die „Schaumgeborene“ zahlreiche Künstler. Daraus entstanden einige der größten Meisterwerke in der Kunstgeschichte wie die griechische antike Statue „Venus von Milo“, Botticellis Gemälde „Geburt der Venus“ oder Tizians Werk „Venus von Urbino.“

Man glaubte ebenso an Wassernymphen, die über Bäche, Quellen und Grotten herrschten, an Meeresnymphen, die Seefahrer und Schiffbrüchige retteten, aber auch an Wasserungeheuer und Meerjungfrauen – verführerische und unwiderstehliche Wesen –, die mit ihrer dämonischen Anziehungskraft Männer um den Verstand und zuweilen ihr Leben brachten. Sie verkörperten den lebensbedrohenden und zugleich lebensspendenden Aspekt des Wassers. Aber nicht nur in der Mythologie, auch in kulturellen Riten fand die Verehrung des Wassers ihren Ausdruck. Um Regen zu erzeugen, vollzog man geisterhafte Zeremonien, in deren Rahmen Regentänze bis zur Trance getanzt wurden. Es wurden Opfer dargebracht oder Prozessionen mit Beschwörungsgesang abgehalten. Mit geweihtem Wasser wusch man „Das Böse“ fort und unterzog die Seele einer spirituellen Reinigung, wie sie in allen Kulturen auch die Waschung von Toten darstellt. Und nicht zuletzt symbolisiert das Ritual der Taufe für Gläubige bis heute die Verbundenheit mit Gott.