Der Hydro-Lipid-Film
Auf der Hautoberfläche existiert ein dünner Film, der sich aus Hautfetten der Talgdrüsen, freigesetzten Lipiden und Bestandteilen des Schweißes zusammensetzt: der sogenannte Hydro-Lipid-Film. Die Fettsäuren werden auf der Hautoberfläche teilweise durch Lipasen (fettspaltende Enzyme) zersetzt; dadurch sinkt der pH-Wert der Haut auf 5,5–6,5, also ins leicht saure Milieu. Daher stammt der Begriff „Säureschutzmantel“. Er hat primär eine antimikrobielle Schutzfunktion und unterstützt die Geschmeidigkeit der Haut. lm Hinblick auf die Feuchtigkeitsversorgung spielt der Hydro-Lipid-Film keine tragende Rolle: diese Funktion übernimmt im Wesentlichen die Lipidschicht.
Für ein gesundes Aussehen unserer Haut sind zwei Faktoren maßgeblich: zum einen eine intakte, geschmeidige und flexible Hornschicht ohne sichtbare Schüppchen, zum anderen der Feuchtigkeitsgehalt in der Hornschicht.
In den Zellen binden hydrophile, also Wasser anziehende Substanzen das Wasser an sich. Der lmpuls für die Haut, diese Substanzen zu bilden, ist von ihrem Wassergehalt abhängig. Sie bestehen aus Aminosäuren, freien Carbonsäuren, Pyrrolidoncarbonsäure, organischen Säuren wie Milchsäure und Salzen wie Natrium, Kalium und Kalzium und Harnstoff.
Hautfeuchtigkeit bewahren
Um Feuchtigkeit in der Haut zu bewahren, gibt es in der Naturkosmetik zwei effektive Strategien: Die erste zielt darauf ab, wasseranziehende Substanzen zu verwenden, die beim Auftrag Feuchtigkeit binden und sie in der Hornschicht festhalten. Sie werden durch entsprechende Wirkstoffe in der wässrigen Phase eingesetzt; wertvolle Phospholipide in pflanzlichen Ölen schleusen sie in die Haut und unterstützen ihre Hydratisierung. Die andere Variante nutzt die Fähigkeit pflanzlicher Öle, die Barriereschicht der Haut zu restrukturieren und die Wasserverdunstung der Haut zu verringern, ohne diese völlig abzudichten. Dadurch wird die Strömungsrichtung des hauteigenen Wassers nach innen gekehrt und die Hautfeuchtigkeit auf diese Weise erhalten. Phytosterole und Fettsäuren wie Öl-, Palmitin- und Palmitoleinsäure regenerieren die Lipidschichten, die für eine intakte Hornschicht maßgeblich sind.
Schließlich wirkt noch ein dritter Faktor hydratisierend: Emulsionen, die wir üblicherweise kosmetisch nutzen, enthalten je nach Emulgator- und Emulsionstyp gebundenes Wasser und das sogenannte Bulkwasser. Dieses wird in den hydrophilen Bereichen der Lipidschicht eingelagert und kann die Hornschicht sofort wirkungsvoll anreichern. Das gebundene Wasser der Emulsion wird dagegen nach und nach freigesetzt, gleich einem Wasserdepot. Zudem können Wirkstoffe aus einer Emulsion von intakter Haut besser aufgenommen werden, da sie in einer Form angeboten werden, die der Struktur der Hautlipide entspricht.
Avocadoöl und Traubenkernöl
Wahre Wunder vollbringen in diesem Zusammenhang Avocadoöl und Traubenkernöl. Reich an Lecithin, wird ihnen ein „Gleitschienen-Effekt“ zugeschrieben, der sie als optimale Einschleuser in die Haut für Wirkstoffe prädestiniert.
Weizenkeimöl
Auch das goldgelbe Weizenkeimöl reiht sich in die Liste der hochwertigsten natürlichen Inhaltsstoffe. Es zählt zu den teuersten Pflanzenölen und besitzt einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Vitamin E. So wirkt es vorzeitiger Hautalterung wirksam entgegen und dient ebenso als ausgezeichnetes Schutzmittel für das Haar. Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren unterstützen den Aufbau von Zellen der Haarwurzel und können Haarausfall stoppen. Aber auch in der Ernährung spielt Weizenkeimöl eine gewichtige Rolle. Es hilft, den Cholesterinspiegel zu senken, und steigert die körperliche Leistungsfähigkeit.
Aloe Vera
Das unscheinbare Liliengewächs verfügt über eine außerordentliche Wirkstoffvielfalt, die in der Natur ihresgleichen sucht. Das einzigartige Biogeflecht der Aloe Vera beinhaltet Polysaccharide, Vitamine, Enzyme, Mineralstoffe und Aminosäuren – alles, was für einen gesunden menschlichen Organismus von Bedeutung ist. In der Naturkosmetik nimmt die „Kaiserin der Heilpflanzen“ daher eine wichtige Rolle ein und dient der körperumfassenden Vitalisierung. Da Aloe Vera kühlt und viel Feuchtigkeit spendet, zählt sie zu den besten Mitteln bei geschädigter Haut, insbesondere bei Sonnenbrand. Doch Vorsicht: Konzentration und Qualität der Pflanzenzusätze müssen stimmen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wirkt das Gel vom frisch abgeschlagenen Blatt am besten.
Es gäbe noch eine Vielzahl fantastischer Naturmittel aufzuzählen, deren Anwendungsgebiete ganze Lexika füllen. Doch auf den folgenden Seiten widmen wir uns explizit zwei großen Stars der Naturkosmetik – dem Olivenöl und dem Granatapfel.